Samstag, 5. Dezember 2015

Guachipelin - Action

Ich war heute morgen doch noch hoch oben im Regen - Wald (!) des Santa Elena Resevats trotz ständigem Regen und Sturm. Es war dennoch schön mit einer ganz eigenen Mystery - Stimmung: Hohe Bäume, dichtes Laub, alles voller Moosen und Flechten, die voller Feuchtigkeit von den Bäumen und Ästen hingen, zauberhaft. Keine Fotos, war mir alles viel zu nass für die Kamera. Dann gings auf einen Kaffee nach Monteverde zurück, wo es bereits wieder trocknete. Über den Bergen hielten sich aber die Wolken samt dem Sturm.

Dann ging es die Carretera Pacifica knapp 100 km nach Norden. Der Landschaftscharakter änderte sich, wurde trockener. Vor Liberia gab es sogar ein 50 km langes Stück nagelneuer, noch nicht frei gegebener vierspuriger Autobahn, die können es in Costa Rica also doch, wenn sie wollen. Warum aber gerade hier, wo es gar nicht so sehr befahren ist?




Jetzt bin ich im trockenen Nordwesten von Costa Rica, am Parque Naional Rincon de la Vieja, in der Hotel - Hacienda Guachipelín. Also die ist nun gar nichts für mich: Total touristisch und auf Action und Events ausgerichtet: Canopy natürlich, Rafting, Horseback Riding - und alles in irgendwelchen Kombinationen. Um Natur geht es weniger, denn die kann man ja in der Hacienda nicht verkaufen. Vier große Tourbusse stehen auf dem Parkplatz, Massentourismus pur. Sehr unpersönlich natürlich, weitläufig und laut. Zumindest gibt es hier eine Menge Rinder und Pferde, wohl nicht ausschließlich für die (US-) Touristen. Denn die sind hier Zielgruppe Nr. 1. Morgen werde ich mich in den Nationalpark am Vulkan aufmachen, eventuell mit Guide, denn da soll es einiges Neue zu sehen geben: Trocken - Wald und Vulkanismus. Es stürmt übrigens heftig; das liegt an der Jahreszeit, typisch für diese Region im Dezember und Januar. Hörte ich hier zum ersten Mal.

Ich könnte jetzt sagen: Mein Abschied aus Costa Rica wird mir leicht gemacht, denn so mag ich es gar nicht. "Könnte", denn es kann morgen ja noch einmal anders aussehen. Aber für ein Resümee ist es doch schon Zeit.

Costa Rica wird definitiv nicht mein favorisiertes Land werden. Es gibt viele gute, aber einfach auch zu viele negative Eindrücke und Erfahrungen, die vor allem durch den aufdringlichen Massentourismus geprägt sind. Natur steht nicht im Vordergrund, obwohl davon ständig die Rede ist: Alles heißt hier nämlich "Eco-". Tatsächlich ist gar nichts eco, sondern viel Disneyland statt Nachhaltigkeit oder Naturerfahrung. Ich habe nur zwei Ausnahmen erlebt: Boca Tapada und Drake Bay mit dem Corcovado Nationalpark. Da gab's wirklich Natur pur, in wunderschöner Ruhe und auch relativ abgeschieden, mit guten Touren und Guides. Auch die "guided tour" in Monteverde hat mir sehr gut gefallen, obwohl der Ort massentouristisch überlaufen ist und mein Hotel an der unteren Grenze der Zumutbarkeit war: Schnelles Geld mit möglichst vielen Bustouristen. Das könnte bisweilen das Motto für ganz Costa Rica sein. Wie man davon Fan werden soll, ist mir schleierhaft.

Natürlich gibt es in Costa Rica wunderschöne Natur, aber die ruhigen Ecken muss man erst mal finden. Die touristischen Hotspots muss man konsequent meiden. Zweimal war bei mir etwas sehr Schönes dabei, das ist jedenfalls schon eine ganze Menge - und ich habe überall das Beste draus gemacht. Klar, auch die Karibikküste hat mir gut gefallen, aber das hat mehr mit dem karibischen Flair zu tun, und das würde ich andermal lieber im Original, also auf einer Karibik - Insel erleben.

Aus meiner Sicht muss sich der Tourismus in Costa Rica total ändern, wenn das Land längerfristig attraktiv sein will. Die Infrastruktur muss drastisch verbessert werden, wenn sie den großen Zahlen standhalten soll. So jedenfalls kann daraus auf die Dauer nichts werden - dabei wird doch alles irgendwie ökologisch befrachtet. Aber das ist bloßes Marketing. Man merkt schnell, wenn es nicht stimmt. 

Schönes Costa Rica - ja, die Reise hat mir bisher viel Spaß gemacht. Vor allem habe ich viele interessante Menschen kennen gelernt und manches an wunderschöner und erstaunlicher Natur erlebt. Und die gibt es hier wirklich und reichlich! - Dabei habe ich besonders die fröhliche Unkompliziertheit der Ticos genossen, ihre Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft, wenn man als dummer Ausländer, der nicht einmal Spanisch richtig kann, um Rat fragt. Genossen habe ich die Wärme, die Düfte, die Blüten, die bunte Vogelwelt, das gute Essen, das ich immer wieder gefunden habe, die Sonne, das Meer, ob Atlantik oder Pazifik, und alle ganz besonderen Reize, die das Land bietet, auch durch das klare Licht - wenn man nicht gerade im Nebelwald ist. All dies macht Costa Rica schön und besuchenswert.

Aber es gibt eben auch das schreckliche Costa Rica, überlaufen und "billig", dabei preislich auf hohem Niveau, touristisch ausgereizt bis zum Letzten, denn der dreiste und überteuerte Massentourismus ist mir hier schon derbe auf die Nerven gegangen, wie zuletzt gerade derzeit in Guachipelín. Wenigstens passt der "Standard" der Lodge.

Nach drei Wochen Reise ist meist die Luft etwas raus. Dann sollte man nach Hause fahren oder etwas Neues beginnen. Bei mir beginnt übermorgen noch einmal ein ganz neuer, kürzerer Abschnitt meiner Reise durch Mittelamerika: Nicaragua. Das wird noch einmal eine sehr andere Erfahrung sein, denke ich. Das Land liegt noch weniger im Fokus des Tourismus. Sagt man. Ich werde es erleben und bin neugierig!

Ein paar Bilder von heute, von Straßen und Ausblicken, gibt es hier:
https://goo.gl/photos/1CR6aJMQBDV4a3Wt8

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